Chapter 27

Als ich am Abend nach dem Treffen mit Jeremy nach Hause kam, war alles still. Die Wohnung war dunkel und gemütlich warm. Ich lauschte in die Stille hinein. Aus Sams Zimmer kam leise Musik und Stimmengemurmel. Ich schlüpfte aus meiner Jacke, zog die Stiefel aus und tapste in die Küche um mir einen Tee zu machen. Ich knipse die kleine Lampe an, ging zum Wasserkocher und stellte ihn an. Vom Regal über dem Küchentisch nahm ich die bauchige rote Tasse und legte einen Teebeutel hinein. Auf dem Tisch sah ich einen Zettel liegen. Maja hat angerufen. Du sollst zurück rufen – egal wie spät. Ist aber nix Schlimmes :) Paula
Maja, wie ich sie vermisste! Gerne würde ich hier in London bleiben, aber der Abschied von Maja unerträglich.
Ich goss meinen Tee auf, holte das Telefon aus dem Flur und ging in mein Zimmer. Eigentlich war es eher eine Abstellkammer mit integriertem Arbeitsplatz. Paula und Sam bunkerten hier alle möglichen Utensilien, die im Rest der Wohnung keinen Platz fanden. Zudem stand hier auch das Gästebett. Trotz des Chaos fühlte ich mich wohl. Ich machte es mir mit meinem Tee auf dem Bett gemütlich und rief Maja an. Es klingelte. In Deutschland war es inzwischen nach ein Uhr nachts. Vielleicht hätte ich doch besser morgen Früh angerufen. Als ich schon auflegen wollte, hörte ich Majas verschlafene Stimme am anderen Ende.
„Hey Maja, sorry, ich wollte dich nicht wecken …“
„Sady! Kein Problem. Ich hab ja gesagt, du sollst auf jeden Fall noch anrufen. Wie geht es dir?“ Sie klang schon etwas munterer.
„Mir geht es gut. Ich war noch aus. Aber was ist denn los, dass ich dich hier mitten in der Nacht aus dem Bett klingeln soll?“
„Nichts schlimmes! Aber nächsten Mittwoch komme ich nach London und fliege Sonntagfrüh mit dir zusammen zurück!!“
Ich wusste überhaupt nicht was ich sagen sollte.
„Sady?“
„Ist das dein Ernst?“ Maja lachte.
„Natürlich ist das mein Ernst!“
„Aber was ist denn mit dem Lädchen?“
„Ich habe eine Aushilfe und meine Mutter wird auch den ganzen Tag da sein. Eigentlich war es sogar ihre Idee. Sie meinte, eine kleine Auszeit würde mir gut tun.“
„Ich glaub es ja nicht!! Wie toll!“ Ich war total aus dem Häuschen.
„Und ich dachte schon, du freust dich gar nicht.“ Ich hörte, dass Maja grinste.
„Mich nicht freuen? Na sag mal! Ich hol dich vom Flughafen ab. Wo übernachtest du denn dann? Auch hier bei Paula? Oder wollen wir uns zusammen für die paar Tage ein Hotel nehmen?“
„Oh, ich weiß gar nicht.“
„Ich bequatsch’ das mal mit Paula und sag dir dann Bescheid. Ist ja noch eine Woche Zeit bis du kommst. Oh, ich freu mich so!“
„Und ich mich erst! So, und jetzt erzählst du mal, wie dein Date war.“
„Was denn für ein Date?“
„Paula hat erzählt, du hättest heute Abend ein Date.“
„Ach so. Ich war mit Jeremy aus. Den hab ich letzte Woche in einem Café kennengelernt. Aber das war kein Date. Er ist echt nett, aber das war’s auch schon.“
„So, so … echt nett also.“
„Maja, hör auf damit! Paula macht mich irre deswegen!“
„Sie meinte, er würde echt gut aussehen und in einer Bank arbeiten. Hört sich doch nach einer guten Partie an.“
„Ja, das stimmt schon. Aber da ist einfach nicht mehr. Wirklich.“
„Nun gut“, Maja gähnte. „Ich gucke mir den nächste Woche mal an, dann werden wir weiter sehen. Jetzt muss ich aber wieder schlafen, sonst wird das morgen nichts im Lädchen.“
„Oh, ich hab total vergessen, wie spät es ist! Ab ins Bett mit dir und ich freu mich riesig auf nächste Woche!“
„Ich mich auch!“
Ich legte das Telefon beiseite und ließ mich in meine Kissen sinken. Was hatten alle nur mit Jeremy? Ja, er sah gut aus. Sehr gut sogar. Und ja, ich gebe zu, ich habe kurz darüber nachgedacht, ob er in Frage käme. Aber welche Frau tut das nicht, wenn sie Mr Right noch nicht getroffen hatte und dann einem tollen Mann begegnet. Ich genoss seine Gesellschaft sehr. Der Abend heute war wirklich schön. Wir können stundenlang reden, über die verschiedensten Themen. Aber mehr als ein guter Freund wird er wohl nicht werden. Da können sich Paula und Maja noch so bemühen, leider bestimmen wir nicht selbst, in wen wir uns verlieben und in wen nicht. Schade eigentlich.

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