Chapter 13

Sonntagabend reisten Maja und ich auf Sylt an. Unser Hotel hielt was es versprach. Die reetgedeckten Häuser waren wunderschön und einladend. Am Empfang wurden wir mit einem Glas Champagner begrüßt, bevor man uns unter das Dach führte. Unser Zimmer war in einem warmen Crémeton gehalten. Das Ambiente war schlicht aber stilvoll und elegant. Auf einem kleinen Tischchen stand frisches Obst bereit und die Betten waren ein Traum aus weißen, weichen Kissen. Wir fühlten uns wie zwei Prinzessinnen.
Nachdem wir unsere Taschen ausgepackt hatten, machten wir uns auf zu einem Streifzug durch das Gebäude. Es gab einen gemütlichen Wellnessbereich, der keine Wünsche offen ließ, einen eleganten Speiseraum und zwei hauseigene Restaurants. Maja und ich gönnten uns ein leckeres Abendessen, stießen noch einmal auf ein paar entspannte Urlaubstage an und ließen den Abend bei einem Strandspaziergang ausklingen.

Am nächsten Morgen wurden wir von Sonnenstrahlen geweckt, die durch die Vorhänge blitzten. Ich hatte tief und fest geschlafen, wie ich es nur selten in einem fremden Bett tat. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es bereits kurz nach 10 Uhr war. Zum Glück gab es Frühstück bis 12 Uhr, so dass wir es trotz allem ruhig angehen lassen konnten.
Es folgten drei, vier sonnenverwöhnte Tage. Wir hatten uns Fahrräder ausgeliehen und erkundeten die Insel auf sportliche Weise, lagen mit einem dicken Schmöker im Strandkorb, warfen uns in die kalten Fluten der Nordsee und klönten ausgiebig.
Am letzten Tag wollten wir faul sein und hatten es uns in einem Strandkorb gemütlich gemacht.
„Ach, warum muss ein so toller Urlaub immer so schnell vorbei sein?“ Maja, lag in ihrem türkisfarbenem Bikini neben mir und reckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. „Ich könnte ewig hier bleiben.“
„Das wäre toll. Aber leider kann ich mir das keinen Tag länger leisten.“
Maja lachte. „Spielverderber!“
Ich blinzelte sie an. „Aber du hast recht. Eine Woche ist viel zu kurz. Aber zum Glück haben wir noch das Wochenende in Hamburg und müssen nicht sofort wieder in den Alltag zurück.“
„Ja, das stimmt. Obwohl ich mein Lädchen schon ein bisschen vermisse.“
„Das glaube ich dir gerne. Auf die Agentur könnte ich derzeit allerdings dankend verzichten.“
„Hmm. So schlimm?“
Ich überlegte. „Nee, eigentlich nicht. Aber schön ist es auch nicht. Es läuft einfach nicht rund momentan.“
Jetzt blinzelte Maja auch mich an.
„Aber lass uns darüber nicht jetzt reden. Wir haben Urlaub, traumhaftes Wetter und Probleme und dunkle Gedanken haben Inselverbot.“
Maja setzte sich auf, kramte in ihrer Tasche und holte eine Dose mit Weintrauben heraus. Aus der Kühlbox – ja, wir waren erstklassig vorbereitet – holte sie eine Flasche Sekt und öffnete sie mit einem „Plopp“.
„Auf unseren Urlaub!“ Wir stießen mit Plastiksektgläsern an und naschten Obst. Danach sanken wir zurück in den Strandkorb und ließen uns von der Sonne verwöhnen. Wären wir Katzen gewesen, hätte man uns ganz laut schnurren gehört, so zufrieden waren wir.

Bevor wir am nächsten Tag zurück nach Hamburg mussten, wollten wir die Urlaubswoche am Abend mit einem tollen Essen beenden. Wir hatten vor zwei Tagen am Strand Paula und Jutta kennengelernt. Mutter und Tochter kamen auch aus Hamburg und gönnten sich ein Mal im Jahr ein paar Tage allein. Sie hatten uns ein kleines Restaurant am Strand empfohlen, in dem es leckeren gegrillten Fisch gab. Wir hatten einen Tisch bestellt und uns später mit den beiden auf einen Absacker dort verabredet.
„Bin ich satt! Und es war so lecker!“
„Allerdings. Aber ich könnte nicht einen Bissen mehr essen.“
„Nachtisch müssen wir wohl verschieben.“
„Ja bitte.“
„Wie spät ist es eigentlich?“
„Kurz nach neun. Paula und Jutta hatten sich für halb zehn angekündigt. Das passt ganz gut.“
„Bis dahin kann ich auch wieder normal atmen.“
Wir mussten lachen. Obwohl wir Fisch mit Gemüse gegessen hatten, waren wir so satt, dass wir uns kaum noch bewegen konnten.
„Lass uns einen Espresso bestellen, das ist jetzt genau richtig.“
Wir plauderten über dies und das, als Paula und Jutta zu unserem Tisch kamen.
„Na ihr beiden“, sagte Jutta lachend, „ ihr seht so aus, als hätte es geschmeckt.“
„Hallo ihr zwei! Es war phantastisch. Lieben Dank für den Tipp!“
Die beiden setzten sich zu uns.
„Wie war euer Tag? Ihr habt auch gut Sonne abbekommen, was?“ Die beiden hatten rote Wangen und Nasen und goldene Strähnen in ihrem dunkelblonden Haar.
„Wir waren faul und haben den ganzen Tag am Strand verbracht. Und ihr?“
„Wir auch.“ Wir lachten.
„Perfekt. Worauf habt ihr Lust? Sollen wir eine Flasche Wein bestellen oder lieber Cocktails?“
„Oh, ich hab Lust auf einen Cocktail,“ sagte ich. „Irgendetwas fruchtiges.“
„Ja, ich auch.“
„Gut, dann lasst und bestellen.“ Jutta winkte den Kellner heran und bat um die Karte.
Paula war wie Maja und ich Ende zwanzig und hatte Medizin studiert und sich auf eine Assistenzstelle in England beworben. Jetzt wartete sie ungeduldig auf Antwort. Jutta, Mitte fünfzig, arbeitete als Technische Zeichnerin in einem Architekturbüro und man merkte ihr an, dass in ihrer Brust zwei Herzen schlugen. Einerseits hoffte sie mit ihrer Tochter auf die Stelle in einer renommierten Klinik, andererseits wollte die Mama in ihr das Töchterchen nicht in die weite Welt ziehen lassen.
Unsere Cocktails wurden serviert und wir stießen auf einen schönen Abend an.
„Prost Mädels! Schön, dass wir uns getroffen haben“, freute sich Jutta.
„Prost! Und das wiederholen wir bald mal in Hamburg.“
„Unbedingt. Zum Glück ist Sylt ein ferner Stadtteil von Hamburg und man lernt hier viele ‚Nachbarn’ kennen.“

Der Abend endete spät und feucht-fröhlich. Gegen drei Uhr morgens verabschiedeten wir uns von den beiden anderen und machten uns mit einem ordentlichen Schwips Richtung Hotel auf.
Am nächsten Morgen genossen wir ein ordentlichen Frühstück und fuhren gut erholt bei strahlendem Sonnenschein nach Hamburg zurück.

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