Chapter 4

Die Woche ging ähnlich chaotisch weiter, wie sie bereits begonnen hatte. Unser Team arbeitete mit voller Kraft an einem Konzept, das von der Dollberg beim Chef präsentiert wurde und sie dafür das Bienchen bekam. Toms Laune wurde im Laufe der Woche etwas besser und der Alltag hatte uns wieder. Heute war nun endlich Freitag und ich war froh bei dem tollen Wetter ein paar Tage ausspannen zu können. Die Sonne lachte vom Himmel und die trübe Stimmung im Büro hellte sich merklich auf. Keiner hatte richtige Lust viel zu arbeiten und war mit den Gedanken längst am Strand. Ich packte daher recht zeitig meine Sachen zusammen, verabschiedete mich ins Wochenende und steuerte mit einer Kollegin den nächsten Biergarten an. Wir genossen den ersten lauschigen Sommerabend bei einem Glas Wein und ließen die Seele baumeln.
Leicht beschwipst von Sonne und Wein kam ich später am Abend nach Hause und freute mich auf mein Bett. Die Woche war anstrengend gewesen.
Als ich aus der Dusche stieg blinkerte mein Anrufbeantworter. Hatte ich das Telefon nicht gehört? Ich drückte die rote Taste um die Nachricht abzuhören.
„Sie haben neue Nachrichten. Nachricht eins. Heute 18:30. Nachricht: ‚Hallo meine Süße! Ist bei dir alles ok? Hier ist es toll. Die Sonne lässt sich inzwischen blicken und du weißt wie schön London im Sommer ist. Ich war gestern Abend in dieser tollen Bar, in der wir so oft gewesen sind. Erinnerst du dich? Wo treibst du dich eigentlich die ganze Zeit rum? Ich rufe bald wieder an.’“ Die Samtstimme wieder!! Ich glaub’s ja nicht! Den hatte ich total vergessen. Hat sich ja ganz schön Zeit gelassen, bis er sich wieder bei der Süßen gemeldet hat. Hmm. Die ist bestimmt schon sauer, weil er sich nicht meldet. Ich muss wohl doch mal Bescheid geben, dass er die falsche Nummer hat. Morgen, nicht mehr heute. Ich ließ mich ins Bett fallen. Fast augenblicklich war ich eingeschlafen.

Die Sonne lachte und auf mich wartete ein Wochenende ganz ohne Termine. Traumhaft! Es war erst neun Uhr, aber ich war putzmunter. Ich zog meine Laufsachen an, bespielte meinen iPod mit neuer Musik und fuhr an die Alster. Das Wasser glitzerte silbern, die ersten Segelboote waren unterwegs und auch ein paar frühe Ruderer zogen ihre Bahnen. Ich startete meine Runde und genoss die leichte Brise, die vom Wasser herwehte. Mein Kopf war wunderbar frei, der Stress der vergangenen Woche fiel von mir ab. Zurück am Auto rief ich Maja an und verabredete mich für den Nachmittag mit ihr im Stadtpark. Wie lange hatten wir auf den Sommer gewartet! Und hier war er nun in all seiner Pracht.
Zu Hause angekommen öffnete ich den Briefkasten und holte die wenige Post raus, die der Postmann eingeworfen hatte. Ein cremefarbener Umschlag? Was kann das denn sein? Oh, nein, bitte nicht ... Oh doch. „Wir trauen uns und möchten das mit dir feiern. Wir laden dich herzlich zu unserer Hochzeit am ...“ Ich ließ das Kärtchen sinken. Wie schön. Hochzeiten sind etwas ganz tolles, aber nicht, wenn man dazu zwei bis drei Mal im Jahr eingeladen ist und dann auch noch ohne männliche Verstärkung dort aufschlagen musste. Einmal war ich tatsächlich der EINZIGE Single auf der Hochzeit! Mal abgesehen vom Nachwuchs unter 14. Heißt es nicht, auf Hochzeiten kann man super flirten und lernt tolle Männer kennen? Wie soll das denn aussehen? Ich kann doch keiner Frau auf einer Hochzeit den Kerl ausspannen! Am Liebsten würde ich absagen, aber dafür sind Hochzeiten zu wichtig, als dass persönliche Befindlichkeiten wie der scheinbar niemals enden wollende Single-Status eine Rolle spielen sollten. Alternative? Ich kaufe mir einen Mann zum mitbringen. Vielleicht sollte ich langsam mal ernsthaft über diese Möglichkeit nachdenken ... im Film verliebt sich dieser meist etwas schrullige Typ dann in die tolle Frau, die auf wundersame Weise noch Single ist, und dann folgt das Happy End. Hmmm ... ich deponierte die Einladung erstmal im Bücherregal. Ich hatte ja noch 4 Wochen Zeit für eine Zusage und ganze 5 Monate, um nicht allein dort aufzutauchen. Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben.

Was war das für ein tolles Wochenende! Endlich Sommer! Angrillen im Park, Chillen im Strandkorb an der Ostsee und zum krönenden Abschluss ein richtiges Sommergewitter. Was will man mehr?! Ich lag im Bett und war gemeinsam mit Kommissar Ciccotelli in den Ermittlungen eines Mordfalls verstrickt. Obwohl der Krimi echt spannend war, konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Kaum zu glauben, aber die Samtstimme hatte doch tatsächlich wieder angerufen. Er berichtete von seinem Kongress. Ein gewisser Dr. Montgomery schien eine Koryphäe auf seinem Gebiet zu sein. Jedoch schien er etwas beunruhigt, dass seine Süße sich nicht rührte und wollte ganz bald wieder anrufen. Ich nahm mir vor morgen etwas zeitiger aus dem Büro nach Hause zu kommen, vielleicht war ich ja dann zu Hause, wenn er anrief. Ja, das war eine gute Idee.

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